Bad Tatzmannsdorf im Wandel der Zeit

1. bis 10. Mai 1998
Gemeindesaal der Evang. Pfarrkirche A.B.

Die Ausstellung "Bad Tatzmannsdorf im Wandel der Zeit" zeigte, wie sich der Kurort Bad Tatzmannsdorf entwickelt hat. Die ungarische Namensform "Tarcsa" (im Deutschen entstand daraus "Tatzmann") wurde erstmals 1378 urkundlich erwähnt.

Als Grundlage für unsere Ausstellung diente ein Plan aus dem Jahre 1857, der im Zuge der Francisceischen Landesaufnahme der Österreichisch-Ungarischen Monarchie entstanden war. Um 1857 gab es in Bad Tatzmannsdorf 77 Gebäude.

Am Plan von 1857 hat sich unsere Ausstellung orientiert. Zu jedem Haus wurde versucht, eine umfassende Dokumentation zu bieten über die Besitzer und die Bewohner, soweit dies noch herauszufinden war. Die meisten Häuser waren Bauernhäuser und stehen zum Teil noch heute. Eine große Ausnahme jedoch gibt es in der Schützengasse, weil hier ein Großbrand im Jahre 1892 alle Häuser vernichtet hat.

Katastralnummern
Katastralnummer KNr. 2, Beispiel
Katastralnummern

Katastralnummer KNr. 74 ("Hexenhaus"), Beispiel

Ortsplan von Tatzmannsdorf, 1857

Ortsplan von 1857 (links) und alte Ansichten

Ausstellung Bad Tatzmannsdorf im Wandel der Zeit

Ausstellung Bad Tatzmannsdorf im Wandel der Zeit

Ausstellung Mai 1998

Obmann Herbert Rehling (Mitte) und Mitarbeiter feiern die gelungene Ausstellung

Regensburger Chronik

Es ist bekannt, dass schon um 1600 die damaligen Adeligen in Bad Tatzmannsdorf ihre Trinkkur absolvierten. Die Heilquellen wurden erstmals 1626 in der "Regensburger Chronik" erwähnt. Der Verfasser, Johannes Mühlberger, war Prediger in Hernals bei Wien und weilte hier zur Kur.
Er hielt einen Vortrag über die Eigenschaften der Quelle und sagte unter anderem: "Obwohl er durch viele Nacheinander ausgestandenen Krankheiten und durch die angefangene Kur ganz enervieret und von Kräften gekommen war, hat ihn aber Gott bald wieder so gestärkt und seine Gesund wieder geschenkt, dass er bald darauf das Werk in Druck geben konnte". (Gemeint war die "Regensburger Chronik").

Mühlberger schreibt auch, dass das "Wasser mit großen Unkosten in die Städte und Festungen gebracht wurde."

Eine kurze Geschichte des Kurorts Bad Tatzmannsdorf

Die Geschichte des Kurortes reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und beginnt mit der Sage vom Arzt Aron.

In den Türkenkriegen (1529 und 1532) wurde der Ort vollkommen zerstört und entvölkert, jedoch immer wieder von den Grundherren neu besiedelt.

Das Gebiet von Bad Tatzmannsdorf gehörte zum Schloss Bernstein, dessen Besitzer die Freiherren von Königsberg waren.

Im Jahre 1752 wurden die Grafen Batthyány Besitzer des Bades und blieben es bis zum Ende des 1. Weltkrieges (1918). Sie bauten die Kuranstalt großzügig aus.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Kurbad an eine Aktiengesellschaft verkauft und wechselte danach einige Male den Besitzer.

Die entscheidende Änderung trat in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts ein. Die Erfolge der Kohlensäurebäder bei den Herzkranken und die Moorbäder bei Frauenleiden machten Bad Tatzmannsdorf zu einem viel besuchten Heilbad. Davon profitierte auch die Bevölkerung. Sie lebte ja bis dahin hauptsächlich von der Landwirtschaft. Es wurden die eigenen Schlafzimmer vermietet, und die Familie schlief oft auf dem Heuboden. Sie bauten ihre Häuser aus und später wurde noch dazugebaut. Die Menschen hatten Arbeit, wenn auch nur im Sommer. Es entstanden auch schöne Pensionen.

1945 litten die Kuranstalt und die Kuranlagen unter der russischen Besatzung. Es musste Vieles renoviert und gleichzeitig modernisiert werden.

Der nächste große Umbau erfolgte in den Jahren 1967 bis 1980. Auch die Krankenkassen errichteten in Bad Tatzmannsdorf neue Heime, wie z.B.: Bauernkrankenkasse, Bundesversicherungsanstalt und das große Rehabilitationszentrum.

Nicht zu vergessen sind die herrlichen Golfanlagen. Die Beschäftigungsziffer stieg enorm.

Da die Gästezahl immer mehr zunahm, konnten sich einige Geschäfte, Kaffee- und Gasthäuser nebst Pensionen niederlassen. Sie belebten den ganzen Ort und brachten Aufschwung und Wohlstand und machten Bad Tatzmannsdorf zu einem prosperierenden Zentrum im Südburgenland.

Vom Ort selbst wäre noch zu erzählen:
Im Jahre 1852 wurde die "Röm. Kath. Volksschule" erbaut. (Bis zum Jahre 1938 besuchten nur die katholischen Kinder diese Schule; die Kinder mit evangelischem Glaubensbekenntnis mussten in die benachbarten Orte Neustift und Oberschützen gehen.) Die Schule wurde bald zu klein und 1959 entstand der Neubau. Später wurde im Lehrerhaus der Kindergarten untergebracht.

Die katholische Kirche wurde 1896/98 gebaut. Sie war eine Filialkirche und bekam erst 1942 einen eigenen Pfarrer. Am 1.Jänner 1987 wurde sie zur Pfarrkirche erhoben. Ein Neubau entstand 1966/68. Die evangelische Kirche wurde 1968 erbaut und war auch eine Filialkirche. Zur Pfarre wurde sie 1996 erhoben.

1928 wurde das Gemeindeamt gebaut. Bis dahin hielt der jeweilige Bürgermeister die Sprechstunden in seinem eigenen Haus ab.

In Tatzmannsdorf gab es immer ein reges Vereinsleben: Gesangsverein, Theatergruppe, Volkstanzgruppe, Fußballklub bis hin zu den Vereinen mit den neuen Sportarten wie Laufen, Eisstockschießen, Tennis und Golf. Es gibt auch einen Skiklub, die Burschenschaft und unseren Kultur- und Umweltverein.

Vergessen darf man auch nicht die Freiwillige Feuerwehr. Sie ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Ortes.

Stolz ist Bad Tatzmannsdorf auch auf seine Künstler. Dazu gehört z.B. der 1998 verstorbene Paul Rehling, ein Alleskönner.
Erwin Moravitz ist ein bekannter Graphiker. Von seiner Hand stammen die Sgraffiti an der Südseite der Dependance des Kurhotels von Bad Tatzmannsdorf. Auch die Glasfenster in der katholischen Kirche wurden nach seinem Entwurf gestaltet.
Franz Vana ist durch seine Malkunst bekannt geworden und arbeitete z.B. schon für das "Bayreuther Festspielhaus".
Würdigungen der beiden weithin bekannten Künstler Franz Karl Franchy (Schriftsteller) und Arnold Röhrling (Komponist), deren Vorfahren aus Bad Tatzmannsdorf stammen, finden Sie an anderer Stelle.